Tief in der französischen Schweiz, gut anderthalb Fahrstunden südlich von Basel, liegt der beschauliche Ort Saint-Imier, wo die weltberühmte Uhren-Marke Longines ihre exklusiven Zeitmesser produzieren. Dabei von „Produktion“ zu sprechen, wird der aufwendigen Handarbeit, mit der die Uhren von Spezialisten zusammengesetzt werden, allerdings in keiner Weise gerecht.
Selbst das Kaliber wird hier von rund 150 ETA-Mitarbeitern speziell und exklusiv für Longines in einer speziellen Abteilung, zu der nur wenige Zutritt haben, zusammengebaut. Danach werden diese exklusiven Longines-Kaliber von Longines-Mitarbeitern in das Gehäuse implementiert; in einem weiteren Schritt werden Zifferblatt, Zeiger und Glas der Uhr in höchster Konzentration eingebaut und natürlich sofort auf Funktion geprüft.
Die sorgfältige Handarbeit hat in dem abgelegenen Tal seit fast 200 Jahren Tradition, die Geschichte des Hauses Longines wird im firmeneigenen Museum detailliert dokumentiert. Hier wird sehr schön veranschaulicht, wie Longines seit ihrer Entstehung die Entwicklung der Armbanduhren maßgeblich geprägt hat.
Longines – die erste Wahl der Flugpioniere
Ob GMT oder die Flyback-Funktion bei Chronographen – all diese für die damalige Fliegerei notwendigen Funktionen wurden von Longines erfunden! So verwundert es nicht, dass die Schweizer Manufaktur die erste Wahl von Fliegerassen wir Amelia Earhart oder Charles Lindbergh war.
Einzigartig in der Uhrenwelt ist auch das vollständige Archiv über jede bei Longines jemals gefertigte Uhr. Jeder dort hergestellte Zeitmesser kann zweifelsfrei bestimmt werden. Diese Echtheit wird auch gerne mit einem Zertifikat bestätigt.
Gigantisches Archiv an Ersatzteilen
Ebenso einmalig ist das noch immer riesige Reservoir an historischen Ersatzteilen. So können auch beschädigte Exemplare von den hauseigenen Spezialisten wieder gangbar gemacht werden und in altem Glanz erstrahlen.
Trotzdem ist Longines nicht nur in der Vergangenheit verhaftet: Wenngleich Details aus der Historie angesprochen werden – wie die Flyback-Funktion bei dem neuen Spirit-Chronographen – genügen die einzelnen Modelle selbst modernsten Ansprüchen in Design und Technik.
„In das Geschäftsfeld Certified Preowned Watches werden wir bei Longines sicher nicht einsteigen.“
Matthias Breschan, CEO Longines
Wo die Entwicklung dabei hinführt und welche Positionierung das Unternehmen dabei einnimmt, konnten wir in einem abschließenden Interview mit CEO Matthias Breschan klären, der nach Stationen in Nizza (bei Texas Instruments) und Paris (bei Alcatel) nun für die Swatch Group tätig ist.
Der Österreicher ist leidenschaftlicher Uhrensammler: „Ich besitze zehn Uhren von Longines und insgesamt etwa 50 Uhren. Aber nur von Marken, für die ich bisher arbeiten durfte.“ Fragt man ihn nach den Trends, beobachtet er eine Tendenz zu wieder kleineren Uhren: „Allerdings nicht in Asien, wo weiterhin große Durchmesser gefeiert werden.“
„Wir verwenden modernste Technik und kombinieren diese mit einem Design, das stark von den Codes der Vergangenheit geprägt ist.“
Matthias Breschan, CEO Longines
Sehr gut würden, so Breschan, auch Heritage-Modelle nachgefragt werden, dem Longines mit der Spirit-Linie Rechnung trage. Durch Wechselbänder könnten die Kunden ihre Uhr an den jeweils gewünschten Style anpassen.
Künftig will die Schweizer Marke vor allem im Bereich E-Commerce expandieren: „Wir sehen, im Gegensatz zu Europa, in den USA einen starken Online-Markt, weshalb wir uns dort vermehrt ausrichten werden. In Deutschland setzen wir weiterhin auf exklusive Popup-Events wie dieses Jahr auf Sylt mit einer eigenen Uhr.“ Davon werden wir berichten – wir sind an diesem Donnerstag vor Ort!
Auch wenn die französische Schweiz nicht gerade um die Ecke liegt, ist ein Besuch in Neuchâtel (oben im Bild) beziehungsweise Saint-Imier absolut empfehlenswert. Hier ticken die Uhren präzise und dennoch anders – das berühmte „Savoir-vivre“ gibt den Takt vor.
Für Uhren-Liebhaber ist der Besuch des Longines-Museums ein Muss, aber bitte auf Voranmeldung. Ansonsten sei nicht nur den deutschen Longines-Fans die Popup-Installation im Herzen Kampens auf Deutschlands beliebtester Insel empfohlen, wo noch bis 15. August 2023 die Geschichte und Kollektionen des Schweizer Uhrenherstellers zu bewundern sind.