Gegensätze sind bekanntlich ein spannendes Thema. Nicht nur für uns, auch für die Münchner Künstlerin Sofie Bird Møller, die in ihren neuesten Arbeiten, die im Juni im Kunstverein Ebersberg gezeigt werden, das Spannungsverhältnis zwischen spontanem Organischen und systemischer Strenge auslotet. Die Bilder sind komplett abstrakte Arbeiten: konzeptionell, aber eben ohne jede gegenständliche Basis.
„Ich denke, ich setze Kontraste ein wie andere Leute Farben.“
Sofie Bird Møller
Alle Arbeiten von Bird Møllers neuen Serie, die keinen Namen trägt, bestehen aus geometrischen Mustern, wobei deren Herstellungsprozess verschiedenen Arbeitsschritten unterworfen ist: Die Künstlerin bearbeitet das Papier zunächst mit Klebeband; erst dann fängt sie an, zu „malen“.
Geometrische Muster, leuchtende Farben
Die Acrylfarbe wird mit einem Spachtel dünn aufgetragen, das bringt sie zum Leuchten. Ist die Farbschicht trocken, wird das Klebeband entfernt, teilweise mit dem Cutter. Das Ergebnis ist nicht kontrollierbar – obwohl die Künstlerin gleichwohl genau kalkuliert hat, wo der Farbstrich sitzen soll. Tatsächlich ist auch für die Künstlerin jedes Bild letztlich eine Überraschung.
„Ich habe selten Bilder produziert, die derart geplant waren. Und trotzdem ist ihr Ergebnis nicht kontrollierbar – das macht es für mich so spannend.“
Sofie Bird Møller
Für Sofie Bird Møller sind diese Bilder ein nie vollendeter Gedankenprozess, denn das organische Wesen der Farbe verhindert, dass die Arbeiten, die vom Ansatz her klar strukturiert sind, tatsächlich gänzlich berechenbar sind. So ist die Farbe an manchen Stellen im Bild fast einen halben Zentimeter hoch.
Die Gedankenwelt von Inger Christensen als vorbild
Großen Einfluss auf Møllers Arbeiten hat die dänische Lyrikerin und Mathematikerin Inger Christensen genommen, die es mit ihrem Langgedicht „alfabet“ (1981) beispielsweise geschafft hat, aus einem organisch sprudelnden Wortschatz ein lyrisches Konstrukt zu flechten, das strengen mathematischen Regeln folgt. Es ist einmal mehr die Faszination der Gegensätze, die auch die Arbeiten von Sofie Bird Møller so spannend macht.
Vom 11. Juni bis 4. Juli sind die Arbeiten von Sofie Bird Møller mit den Installationen ihres Mannes Alexander Laner im Kunstverein Ebersberg zu sehen.