Wenn perfekt gekleidete Männer durch alte Gassen streifen und sich abends die Fashion Crowd in den Restaurants von Florenz versammelt, dann ist es wieder so weit: Die Pitti Uomo hat begonnen, und das schon in der 97. Auflage. Auch für mich ist die Pitti längst ein fester Termin im Kalender…
Lapo Cianchi und sein Team haben es auch dieses Mal wieder geschafft, die Modewelt zu begeistern – beispielsweise mit den Shows von Jil Sander und Ex-Saint-Laurent-Designer Stefano Pilati. Neben diesen großen Highlights gab es noch viele andere Events in dieser unglaublich schönen Stadt, und genau die sind es, die den Flair der Modemesse Pitti ausmachen.
Cleane Looks bei Jil Sander
Crazy: die Telfar-Show auf der Pitti
Dazu gab es Brands wie Telfar zu entdecken, die ich noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Das US-Label veranstaltete im ehrwürdigen Palazzo Corsini am Arno-Ufer eine Art Vanitas-Dinner als barocken Rahmen für seine Fashion Show.
Passend dazu trugen die Model an mittelalterliche Hemden erinnernde Oberteile, kombiniert mit viel Strick und Leder. Viele Details erinnerten an Biker Outfits. Telfar sollte man unbedingt im Auge behalten, zumal Telfar Clemens schon seine erste Ikone geschaffen hat: einen Shopper, der in der Szene bereits als “Brooklyn Birkin” bekannt ist.
Auch die Pitti Uomo 97 war wieder einmal perfekt, um sich einen ersten Überblick über die Modetrends von Herbst-Winter 2020/2021 zu verschaffen. In der Kombination von High Fashion und dem morbiden Charme von Florenz ist die Messe einfach unwiderstehlich.
Wer etwas auf sich hält, ist auf der Pitti
Dazu stellen in der Fortezza der Basso gefühlt alle Marken der Männer-Modewelt ihre Ideen für die kommende Wintersaison aus. Da können die Modewochen von Mailand und Paris nur schwer mithalten, auch wenn dort vielleicht die größeren Labels über den Catwalk defilieren.
Mode regiert wie Welt – zumindest auf der Pitti
Ich selbst liebe es, die perfekt gestylten Besucher der Messe zu beobachten, alle dicht gedrängt, und jeder einzelne hat dabei seinem eigenen Stil. Dazu das Klicken der Kameras der Streetstyle-Fotografen vor den Toren der Messe und der Puls schlägt gleich ein bisschen schneller. Natürlich habe auch ich mir im Vorfeld der Pitti ganz genau überlegt, was ich anziehe…
Stefano Pilati begeistert mit seinen Entwürfen
Ein Highlight war auf jeden Fall Stefano Pilati, der für sein Label “Random Identities” sehr elegant mit dem Gender-Thema spielte und die Männer-Models mit hohen Hacken und BHs aus Silberschmuck über den Catwalk schickte. In der Mode gibt es eben schon lange keine Grenzen mehr, und das ist gut so!
Nicht ganz so außergewöhnlich wie die Entwürfe von Pilati waren die der bekannten Labels, die sich eher an die aktuellen Trends halten: Die Hosen werden nochmals weiter, Teddy bleibt weiter cool, besonders als Mantelstoff; Breitcord-Sakkos werden sicher auf den Straßen in Herbst/Winter 2021 zu sehen sein, gerne auch doppelreihig. Karos werden wir definitiv mehr in der nächsten Saison sehen und das in vielen Farben.
Sneakers sind und bleiben hip, und das nicht nur im neu interpretierten Sportswear wie bei Sergio Tacchini, der in den 80ern mit Tenniskleidung berühmt wurde (ich hatte auch das typische Polohemd), genauso wie übergroß geschnittene Daunenjacken. Die Beanies sind auch in einem Jahr nach wie vor ein Muss. Da macht es doch Sinn, noch im diesjährigen Schlussverkauf zuzuschlagen!
Teddy rockt bei Tacchini
Die Wagemutigeren unter euch sollten mal Durchsichtiges unter den Anzug probieren, so wie bei Stefano Pilati gesehen. Das passt aber auch mehr zum kommenden Sommer. Und auf den freue ich mich, auch weil dann die Sommer-Pitti stattfindet. Viva la Moda!