Jesper Munk? Wer den blonden Sänger mit der Blues-Stimme noch nicht kennt, hat was verpasst. Der Münchner rockt! Sein aktuelles Album “Claim” ist der Hammer; mit an Bord sind geniale Musiker und Produzenten wie Jon Spencer und Mocky. Heute tritt Jesper in der Münchner Muffathalle auf. Sorry, das Konzert ist ausverkauft… Aber ihr könnt euch ja immer noch die Platte kaufen!
Bei einem Gig in einem Münchner Mediamarkt habe ich schon mal einen kleinen Vorgeschmack bekommen, was es heißt, Jesper Munk live zu sehen. Und vorher habe ich mit ihm gesprochen.
Deine Songs sind ja sehr gefühlvoll. Bist du so ein emotionaler Mensch?
Ja, sicher bin ich das. Die Musik ist auf jeden Fall auch eine Reflektion meiner selbst. Ich benutze sie, ehrlich gesagt, auch, das sollte ich vielleicht nicht sagen, zur Selbsttherapie. Die Musik ist mein Hauptventil für Emotionen und Erfahrungen – für alles eigentlich.
Du hast ja als Straßenmusiker angefangen, waren Castingshows nie eine Option für dich?
Ich konnte mich nie damit identifizieren, das hat mich nie interessiert. Ich wollte lieber gemütlich ein Album aufnehme und es über ein Indie-Label rausbringen. Und dann wurde alles irgendwie größer und ernster. Und jetzt lebe ich davon – abgefahren.
Klingt, als hättest du mit deinem Erfolg nicht gerechnet…
Ich hatte ja keine Ahnung von dem Business. Und ich finde, dass es sehr wenig transparent ist. Wenn man sich dafür entscheidet, weiß man nicht, worauf man sich einlässt. Und so eine Erwartungshaltung, dass ich erfolgreich sein werde, die habe ich bis heute überhaupt nicht. Das fände ich auch gefährlich. Ich mache einfach mein Ding.
Deine Blues-Stimme ist dein Markenzeichen. Wie viele Zigaretten muss man dafür rauchen?
Na, auf jeden Fall eine Schachtel am Tag. (lacht)
Aber mal im Ernst, du hattest ja lange Zeit keine Ahnung, was da in dir steckt…
Ja, ich habe mich früher nicht getraut, laut zu singen, ich kannte diese Facette meiner Stimme nicht. Für mich ist das ein Geschenk, das mir in die Wiege gelegt wurde. Dafür bin ich auch dankbar.
Dein aktuelles Album hast du ja in den USA produziert, in New York und Los Angeles. Und zwar mit Musikgrößen wie John Spencer und Mocky. Das sind vermutlich unvergessliche Momente…
Klar, die zwei Wochen waren der Hammer. Ich erinnere ich, wie wir mit Jon Spencer in einem Raum stampfend Percussion aufgenommen haben. Überhaupt mit diesen Leuten Musik zu machen, das war irre. Und wenn ich denke, wie ich da in L.A. angekommen bin mit meiner Gitarre, völlig orientierungslos und meine Adresse rausgesucht hab. Und kurz darauf saß ich schon völlig entspannt mit Mocky beim Burger Essen.
Jetzt bist du bei einem Major-Label unter Vertrag. Wie frei ist man da noch als Musiker?
Also mir wurde bisher überhaupt nicht reingeredet. Ich kann mein Ding machen, und dafür bin ich sehr dankbar.
Seitdem du so erfolgreich bist, stehen die Frauen bei dir vermutlich Schlange, oder?
Kann schon sein, aber ich bin vergeben. Aber ich hab mal ein Interview über Jake Bugg gelesen, wo er sagte, ohne Musik würde er keine Frauen abbekommen. Aber dieses Ziel habe ich nicht.