Coffee table Books, also große schwere Fotobücher, werden gerne zur Hand genommen, wenn eine Einladung mal ein bisschen vor sich hin plätschert. Daraus ergeben sich dann schnell wieder Gesprächsthemen mit den anderen Gästen.
Ein perfektes Exemplar dafür ist Martin Schoellers „Portraits“ aus dem teNeues Verlag, der regelmäßig sehr schön gestaltete, prächtige Bildbände editiert. Die jüngste Neuerscheinung mit Bildern des berühmten Fotografen bietet jedenfalls Gesprächsstoff für einen ganzen Abend. Denn Schoellers schonungslose Close-ups und fantasievoll inszenierten Bildgeschichten interessieren alle. Zumal der kiloschwere Bildband sämtliche Berühmtheiten der Gegenwart versammelt – darunter George Clooney, Brad Pitt, Lady Gaga, Sean Combs oder Barack Obama. Es sind bislang unveröffentlichte Auftragsarbeiten für GQ, The New Yorker oder das Time Magazine.
Schoellers eigenwillige, manchmal sehr ironische Inszenierungen geben der Fantasie Raum. Man fragt sich, warum zum Beispiel Robert De Niro wie einer von uns in der U-Bahn sitzt. Oder warum die Putzfrau hinter dem unlängst aus dem Leben geschiedenen Robin Williams am Lüster schwingt. Rapper Sean Combs alias Puff Daddy inszeniert Schoeller als selbstverliebten Dandy, der gerade an seinem x-ten Selbstporträt arbeitet, assistiert von splitternackten Damen.
Martin Schoeller, der in München geboren ist, von der großen Annie Leibowitz gelernt hat und heute als einer der besten Porträtfotografen der Welt in New York lebt, spielt auf seine Weise mit den Persönlichkeiten vor der Kamera; seine sezierende Linse rückt den Celebrities unverschämt nah auf den Leib. Das ist nicht allen recht, Regisseur David Lynch zum Beispiel sagte einmal: „Ich wäre lieber beim Zahnarzt als vor deiner Kamera.“
„Portraits“ ist das optimale Werk, um gemütlich vor dem Kamin durchgeblättert zu werden. Oder ihr bringt es einfach zur nächsten Party mit – als perfektes Gastgeschenk und höchst unterhaltsamer Gesprächsstoff. Kaufen!
Martin Schoeller, Portraits, teNeues 2014, 280 Seiten, 98 Euro.
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