Wenn ich an Madeira denke, wo ich im Oktober im Rahmen einer Pressereise ein paar Tage verbringen durfte, denke ich zuerst an die Farben. An das Blau des Himmels, das Grün der Hügel und das Braun der felsigen Küste. Kurz: an eine umwerfend schöne Natur.
Madeira ist eine besondere Insel, ursprünglich und wild, ideal zum Wandern und perfekt, um in aller Ruhe die Seele baumeln zu lassen. Knappe 1.000 Kilometer von Lissabon entfernt liegt die Insel, die zu Portugal gehört und 1419 entdeckt wurde, vor der Küste Nordafrikas.
Der berühmteste Sohn der Insel ist kein Geringerer als Christiano Ronaldo, die legendäre Nummer 7, erst Stürmer bei Real Madrid, inzwischen bei Juventus Turin. Wer am Flughafen in Madeira ankommt, der selbstverständlich nach Ronaldo benannt ist, findet schnell die Büste des Kickers, der in Madeiras Hauptstadt Funchal in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist.
Funchal, die Stadt, die ihren Namen dem vielen Fenchel verdankt, den die Portugiesen hier vorgefunden haben, ist das Zentrum des 741 Quadratkilometer großen Eilands. Knapp die Hälfte, nämlich 110.000 der insgesamt 260.000 Einwohner, lebt hier. Und so ist auch für uns die erste Station unserer Reise die Hauptstadt, die sich malerisch über die Hügel der bergigen Insel vulkanischen Ursprungs ausbreitet.
Wer durch das Stadtzentrum spaziert, kann älteren einheimischen Herren beim Kartenspiel zuschauen, die bunt angemalten Türen in der alten Hauptstraße Santa Maria bewundern oder durch die alten Gemäuer der Festung São João Baptista streifen und den Blick auf Funchal genießen.
Das geht übrigens besonders gut mit der Seilbahn, von denen es auf der Madeira gleich sieben Stück gibt und die ideal sind, um die Insel auf beschauliche Weise von oben zu entdecken.
Auch die “Sledge Car Experience” möchte ich euch ans Herz legen: Vom kleinen Dorf Monte fährt man so wie einst vor hundert Jahren in traditionellen Korbschlitten die zwei Kilometer nach Livramento, einen Vorort von Funchal, hinunter. Eine rasante Fahrt, die der US-Sender CNN als “eine der aufregendsten Fahrten der Welt” bezeichnet hat.
Das mag etwas übertrieben sein, aber es macht einen Heidenspaß, wenn die weiß gekleideten “Carreiros” unter reichlich Tempo und mit vollem Körpereinsatz dieses eigenwillige Transportmittel in den engen Gassen den Berg hinab steuern.
Es lohnt sich generell, die Insel zu im wahrsten Sinne des Wortes zu er-fahren. Zum Beispiel mit dem Jeep, wie wir es gemacht haben. Wir haben eine Tour bei Mountains Expedition geplant, die uns in den eindrucksvollen Nordosten Madeiras geführt hat.
David, unser Fahrer, kennt die Insel wie seine Westentasche: Geografie, Geschichte, Klima, was auch immer – frag’ David! Unsere erste Station war die Steilküste im Osten Madeiras zwischen den Orten Machico und Santana, deren Klippen höchst dramatisch ins tiefblaue, wilde Meer abfallen.
Bei unserem Besuch fiel ein leichter Regen, der sich mit der Sonne duellierte. So entstand einer der schönsten – doppelten! – Regenbogen, die ich jemals gesehen habe.
Die Jeep Tour führte uns weiter Richtung Norden, wo wir über Straßen mit Schlaglöchern und holprige Wege im Nieselregen durch einen üppigen Regenwald fuhren, über dem der für Madeira typische Duft von Eukalyptus hing.
Überhaupt die Vegetation: Gerade der Norden Madeiras ist herrlich grün, hier wachsen unter anderem Bananen, Lorbeerbäume, Farne und natürlich Zuckerrohr, aus dem die Madeirer einen großartigen Schnaps machen, den sie dann mit Zitronensaft und Honig zu ihrem Nationalgetränk, der Poncha, mischen. Doch dazu später mehr.
Unsere Jeeptour unterbrachen wir für einen kleinen, malerischen Spaziergang entlang der sogenannten Levadas, der Wasserwege, die Madeira durchziehen und zwar aus einem guten Grund: Sie wurden einst angelegt, um das Regenwasser aus dem Norden in den wärmeren und daher trockeneren Süden zu transportieren. Heute dienen diese künstlich geschaffenen Levadas vor allem als Wanderwege, die teilweise traumhafte Ausblicke auf die Insel bieten.
Apropos Ausblicke: Ein Highlight und Pflichttermin war und ist der Aussichtspunkt Cabo Girao, eine der höchsten Steilklippen Europas, wo wir stilsicher mit einem alten Rolls Royce von Madeira Garage hinchauffiert wurden. Das geht auch auf Madeira.
Knapp 580 Meter über dem Meer befindet sich jedenfalls die berühmte gläserne Plattform, die über die Küste am Aussichtspunkt hinausragt und grandiose Ausblicke bietet – wenn nicht gerade, wie bei unserem Besuch, dichter Nebel aufzieht und die Sicht ziemlich trübt. Andererseits hatte man so einmal mehr das Gefühl zwischen Himmel und Erde zu sein. Und der Himmel bei Sonnenuntergang – der Wahnsinn!
Was Madeira ausmacht und was mir persönlich besonders in Erinnerung geblieben ist, ist vor allem die spektakuläre Natur – aber nicht nur! Weshalb ich an dieser Stelle auch noch ein paar Worte über die kulinarischen Besonderheiten der Insel schreiben möchte. Wir hatten bei unserer Pressereise das Glück, gleich mal in einem der besten Lokale der Insel einzuchecken, im Quinta do Furao, das die traditionellen Gerichte Madeiras sehr ambitioniert neu interpretiert.
So gab es bei unserem Mittagessen hoch über den Klippen einen in Blätterteig gehüllten Käse und dann den typischen Fisch der Insel, den Schwarzen Degenfisch namens Espada, der wie man uns sagte, in den tiefen Gewässern rundum Madeira gefangen wird.
Grandios war die Küche und vor allem das Ambiente auch im modernen Design Center von Nini Andrade Silva in Funchal, wo wir an einem Abend zu Gast im Restaurant DC Atelier waren und mit einem wunderbaren Blick auf das Lichtermeer des Hafens diniert haben. Modernes Design trifft auf innovative Küche – eine Kombination, die man auf einer Insel wie Madeira so nicht erwarten würde. Feinschmeckern und Designliebhabern möchte ich dieses Lokal dringend empfehlen, zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis von 55 Euro für ein 3-Gänge-Menü der absolute Hammer ist.
Wer Lust hat, lieber selbst zu kochen, sollte unbedingt einen Kurs bei der Madeira Cooking Experience buchen. Die beiden sehr charmanten Madeirinnen Luísa und Lilliana zeigen euch, wie man typische lokale Gerichte wie Guacamole, den Schwarzen Degenfisch mit Granatapfel-Dressing und einen mega Maracuja-Käsekuchen zubereitet.
Mein Highlight war der eingangs erwähnte Poncha, den die beiden Mädels mit hochprozentigem Rum, Zitronensaft, Orangensaft und Honig gemixt haben und der einen, nun ja, umhaut, wenn man mehr als ein Glas trinkt.
Was soll ich sagen: So oder so ist Madeira – berauschend. Fortsetzung folgt. Da habe ich dann auch einen Geheimtipp für euch.