Vor einigen Wochen war ich im Urlaub auf Pantelleria. Die meisten, denen ich im Vorfeld davon erzählt habe, kannten die Mittelmeerinsel nicht. Anders als die Nachbarinsel Lampedusa, die aufgrund der Flüchtlingsströme traurige Berühmtheit erlangt hat. An dieser Stelle sei gesagt, dass Pantelleria von diesem Problem nicht betroffen ist.
Pantelleria, das ist eine Welt für sich. Eine spröde Insel vulkanischen Ursprungs, 85 km südwestlich von Sizilien gelegen und etwas mehr als 80 Quadratkilometer groß. Afrika ist nicht weit, etwa 50 Kilometer sind es hinüber bis nach Tunesien. Die Küsten Pantellerias sind felsig, es gibt keine Sandstrände.
Wer hier also klassischen Strandurlaub machen will, ist fehl am Platz. Wer den Tag am Meer verbringen will, der muss sich zwangsläufig auf harte Steine betten; Strandbäder, die Schatten oder Sonnenliegen anbieten, wird man auf der Insel nicht finden. Das macht aber nichts, denn wer den Sonntag zusammen mit den Einheimischen in der Cala Di Levante verbracht hat, in der glühend heißen Sonne, und dann von den Felsen ins stille, türkisfarbene Wasser getaucht ist, der wird noch lange davon schwärmen.
Auch Scauri, der kleine Hafenort an der Westküste der Insel, ist ein schöner Badeplatz, wenn der Scirocco weht, dann peitscht das Meer auf die glatten Felsen, von denen man sonst entspannt ins Wasser gleiten kann. Und manchmal bringt er auch Quallen mit, eine weniger schöne Erfahrung. In Scauri allerdings gibt es ein tolles Strandlokal, das Ristorante La Vela: Hier sitzt man auf einfachen Holzstühlen mit Blick aufs Meer, es gibt es fangfrischen Fisch und regionale Köstlichkeiten wie die Panelle (frittierte Blättchen aus Kichererbsenteig), Caponata (Gemüseeintopf mit süßsauerer Soße) der Parmigiana (Auberginenauflauf). Großartig!
Am schönsten allerdings ist die Insel, wenn man sie in eine Tagestour mit dem Boot umschifft. Ich war an Bord von Fabio, einem echten, ungestümen Seebären, der eigentlich aus Neapel kommt, aber seit Jahrzehnten die Touristen mit auf sein Boot „Maria Antonietta“ nimmt.
Seine Inseltour ist historische Führung, Badetour und kulinarische Reise in einem. Denn zur Mittagszeit serviert er den pranzo an Bord, es gibt frisches, leicht süßliches Brot, Oliven, Sardellen, gegrilltes, in Öl eingelegtes Gemüse und dazu diverse, von Fabio selbst gemachte regionale Aufstriche wie Pesto Pantesco oder Miele di Uva. Köstlich! Ein Schluck Wein darf nicht fehlen, und auch nicht der caffé nach dem Essen, den Fabio in seiner winzigen Koje kocht. Wir sind schließlich in Italien!
Die Bootstour dauert den ganzen Tag, Fabio schippert seinen Kahn auch in die kleinste der vielen Grotten, die man auch schwimmend durchqueren kann. Danach kehrt man müde und zufrieden an Land zurück. Und dann ab ins Hotel! Auf Pantelleria wohnt man idealerweise in einem dammuso, einem landestypischen Häuschen, mit weiß gekalktem, abgerundeten Dach, die verschiedene Anbieter vermieten.
Wir waren im Zubebi Resort, über das ich auch schon geschrieben habe. Das Zubebi ist der perfekte Ort, um zur Ruhe zu kommen. Denn zum einen hat das Hotel nur acht dammusi, zum anderen verfügt es über einen Pool, an dem man entspannt den einen oder anderen Tag verbringen kann. Und Eraldo, der das Resort nach seinen Vorstellungen entworfen hat, kümmert sich rührend um seine Gäste.
Uns hat er mitgenommen ins Landesinnere der Insel, dorthin, wo großflächig Kapern und der Zibibbo-Wein angebaut werden. Aus der uralten Rebsorte, die die Phönizier auf die Insel brachten, macht der Weinbauer Fabrizio Basile unter anderem einen sehr köstlichen Dessertwein: den Passito namens Shamira.
Der Passito ist eine Spezialität Pantellerias; auch die französische Schauspielerin Carole Bouquet, die es seit langem auf die Insel verschlagen hat, macht einen hervorragenden Passito. Mit ein bisschen Wein im Blut durchfährt man die staubigen, engen Straßen Pantellerias gleich mit mehr Elan.
Wer jetzt im Spätherbst noch ein bisschen Zeit übrig hat, dem möchte ich eine Reise nach Pantelleria empfehlen. Einfach nach Trapani fliegen und von dort weiter mit dem Boot oder dem kleinen Flieger von Alitalia. Es lohnt sich!
Wer noch mehr über die Insel erfahren will, den verweise ich auf die Seite Conoscere Pantelleria von Franco Brignone, der die Insel kennt wie kein anderer. Bisher aber nur auf Italienisch!