GRILL ROYAL
Das Restaurant zum Sehen – und Gesehenwerden! – ist neben dem Borchardt das Grill Royal. Direkt an der Spree in Fussweite zur Museumsinsel offeriert dieses In-Lokal die vielleicht besten Steaks der Hauptstadt. Überhaupt das Essen… Ich hatte als Vorspeise eine Burrata aus Brandenburg und muss sagen, dass die Qualität noch über der in der eigentlichen Heimat der Burrata Süditalien lag. Auch die Fleischqualität war herausragend.
Nicht so herausragend war es, wie wir empfangen wurden. Leider hat die Empfangsdame irgendwie das Gast-/Bedienungsverhältnis verwechselt. Da man den Laden über die Terrasse betritt, muss man sich erstmal zurechtfinden, durch welche Stuhlreihen man zum Empfangscounter kommt. Obwohl die Dame direkt neben uns stand, fand sie es scheinbar interessanter zu sehen, ob wir es schaffen, als uns zu helfen. Vielleicht lag es daran, dass wir nicht dem einfallsreichen Dresscode (Designerjeans, weises Hemd und dunkelblaues Sakko) folgten. Was ich aber weiß, dass sowas in der Top-Gastronomie nicht geht. Insofern kann ich dieses Lokal nur mit Einschränkungen empfehlen.
PAULY SAAL
Trotzdem haben wir am nächsten Abend das Schwester-Restaurant Pauly Saal ausprobiert. Und hier hat wirklich alles gepasst. Mitten im Prenzlauer Berg in der ehemaligen jüdischen Mädchenschule besitzt dieses Restaurant nicht nur eine ausgezeichnete Küche, sondern auch eine Location, die selbst im verwöhnten Berlin ihresgleichen sucht. Wir saßen, da es selbst abends noch 25 Grad hatte, im Innenhof, in dem früher die Mädchen zur Pause spielten. Und beim Gang zur Toilette läuft man an den Klassenzimmern vorbei, wo mit eindrucksvollen Bildern und Zahlen an die Judenverfolgungen erinnert wird. Ist es mal kälter, wird in der ehemaligen Turnhalle der Schule mit 7 Meter hohen Decken aufgetischt. Trotzdem wirkt der Saal unheimlich gemütlich.
Doch jetzt zum Essen: Wir wählten als Vorspeise die brandenburgischen “Gabelbissen”. Absolut die richtige Wahl! Klein, fein und handgemacht konnten wir uns so durch die regionalen Köstlichkeiten essen. Dazu empfahl uns der sehr nette Sommelier einen perfekt passenden Wein, der für ein Sterne-Restaurant nicht übermäßig teuer war. Der Hauptgang, die glasierte Rippe vom Ochsen, zerfiel fast im Mund, so zart war das Fleisch. Überhaupt muss man sagen, dass man die Qualität der regionalen Produkte, das meiste aus Bioanbau, einfach schmecken konnte. Als Abschluss gab’s Erdbeeren mit Holunder-Granité, die wir einfach probieren mussten. Was soll ich sagen? Es war ebenfalls köstlich. Insgesamt ein super gelungener Abend, der uns mit der Berliner Restaurantszene wieder versöhnte.
LA SOUPE POPULAIRE
Nur 5 Minuten vom Soho House entfernt ist das La Soupe Populaire, eines der drei Lokale von Sternekoch Tim Raue. Man findet es leicht, indem man nach einem großem industriekomplex in der Torstrasse Aussicht hält. Von außen sieht es eher nach Baustelle aus, doch sobald man durch die schwere Tür tritt, ist der brüchige Industriecharme mit sehr viel Geschmack aufgepeppt. Eine Mischung aus Verfall und Luxus. Man sitzt auf eisernen Plattformen inmitten einer großen Industriehalle. Auf der Speisekarte findet man die einfache deutsche Küche, jedoch sehr raffiniert zubereitet. Wir waren mit Freunden zu Mittag und alle waren begeistert. Es gab als Vorspeise ein Senfei, das in Verbindung mit der roten Beete und dem Kartoffelpüree zeigte, was alles in so einem einfachen Gericht steckt. Zum Hauptgang aßen wir Königsberger Klopse, auch die waren ein Gedicht. Das ganze gab’s auch noch zu angemessenen Preisen. Am Abend ist die Stimmung mit cooler Beleuchtung und DJ Sound bestimmt anders, aber sicher genauso lässig. Auch wer eine gehobene Partylocation zum Mieten sucht, ist hier absolut richtig.