Nur am Hotelpool abzuhängen, auch wenn es noch so verführerisch ist, wäre auf einer Insel wie Ikaria viel zu schade, denn es locken hier noch beinahe unentdeckte Strände, pittoreske Dörfer im Inselinneren oder Weinbauern, die noch nicht auf den Weinkarten der großen Restaurants zu finden sind. Doch alles der Reihe nach!
Der wohl bekannteste Strand der Insel ist der Seychellen-Beach. Mit den Bildern der berühmten Destination im Kopf machten wir uns auf den zugegebenermaßen beschwerlichen Weg durch die Insel. Unzählige Kurven später – ein Paradies für Motorradfahrer – erreichten wir schließlich den Parkplatz, von dem ein kurzer und steiler Weg Richtung Strand führt.
Immer das strahlend blaue Meer im Blick, eröffnete sich uns schließlich ein atemberaubendes Panorama. Riesige Felsen rahmen den Strand mit türkisblauem Wasser ein – genauso wie wir es uns vorgestellt haben! Von den hohen Felsen springen die Wagemutigeren ins Meer (ich konnte leider nicht mit meinem gerissenen Kreuzband).
Der einzige Wermutstropfen ist, dass es hier keine Palmen gibt, die Schutz vor der Sonne bieten. Also keinesfalls den Sonnenschirm vergessen!
Ein weiteres Kleinod von Strand findet sich, nicht weit weg von Armenistis entfernt, im gleichnamigen Ort Nas. Schon von oben sieht man die Sichel des Strandes, an den die Wellen branden.
Auch hier ist Schatten eher Mangelware, dafür ist das Strandgefühl so, wie es früher mal auch auf den jetzt überlaufenen Nachbarinseln war. Es gibt keine Konventionen. Wer nackt baden will, schwimmt und sonnt sich eben ohne Badesachen.
Auf jeden Fall erwähnenswert ist die Taverne, die wie ein Adlernest über dem Strand tront. Die bietet nicht nur einen umwerfenden Blick über Strand und Meer (mit einem fantastischen Sonnenuntergang), sondern auch noch die typische griechische Küche zu einem super Preis-Leistungsverhältnis.
Wir aßen nur zu Mittag, denn abends wollten wir nach Christos Raches, jenem Dorf, dem nachgesagt wird, dass sich das Leben dort erst spät in der Nacht abspielt. Und tatsächlich: Selbst nach 23 Uhr waren noch die Kinder auf den Straßen, schoben sich die Leute noch an Restaurants und Cafés vorbei. (Leider haben wir hiervon keine Fotos, weil unsere Kamera nachts keine vernünftigen Fotos macht.)
Für uns wurde es eh Zeit aufzubrechen, denn am nächsten Tag stand eine Weinprobe bei einem der wenigen Winzer Ikarias an. Erstaunlich, denn schon in der Antike war Ikaria für seinen Wein berühmt und wurde deshalb sogar in der Ilias erwähnt.
Afianes heißt das Weingut, das die Trauben nicht nur organisch anbaut, sondern auch noch wie in der Antike weiterverarbeitet. In einem aus Granit gebautem Becken wird der Saft noch mit den Füßen aus den Trauben gestampft. Der wird dann nach alter Väter Sitte in tief in die Erde vergrabenen Amphoren zu einem strukturvollem, großartigen Wein.
Durch die Lagerung mitten im Weinberg scheint er auch den Geschmack der ringsum wachsenden Kräuter aufzunehmen. Das und die Leidenschaft der Familie für ihre Weine schaffen ganz besondere Flaschen, die auf internationalen Messen etliche Preise abgeräumt haben. Wer Ikaria besucht, sollte auf jeden Fall ein Besuch bei der Familie Afianes einplanen.
Alleine die mit viel Liebe gestaltete Führung ist die kurvige Anreise wert. Für uns hieß es jedoch bald wieder aufbrechen, um die Fähre nach Mykonos, unserem nächsten Ziel, zu erwischen. Einen größeren Kontrast zu der ruhigen, noch beschaulichen Insel Ikaria gibt es wohl kaum, auch wenn es nur zwei Fährstunden entfernt ist.
Wenn ihr mehr über Ikaria erfahren wollt, dann kann ich euch den Blog von der gebürtigen Schweizerin Ursula empfehlen, die vor über 30 Jahren Jahren ihr Herz an die Insel verloren hat.