Als die Welt den Atem anhielt – das war im spätestens im März letzten Jahres, als das Corona-Virus unser freies, unbeschwertes soziales Leben in die Knie zwang. Und das bis heute, ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. “Als die Welt den Atem anhielt” lautet treffend der Untertitel des Bildbandes “Stille Städte”, der im teNeues Verlag erschienen ist.
Es ist ein Buch, das die sonst so pulsierenden Metropolen dieser Welt während der Lockdowns im Frühjahr und Sommer 2020 so zeigt, wie wir sie nie zuvor gesehen haben: vereinsamt, unbelebt, menschenleer. Die Menschen mussten sich in die eigenen vier Wänden zurückziehen, die Geschäfte mussten schließen, das öffentliche Leben kam zum Erliegen. Auch heute noch.
eine neue Apokalypse
Die Corona-Pandemie hat die einmaligen Fotoaufnahmen, wie sie nun in “Stille Städte” zu sehen sind, erst möglich gemacht. Die Bilder von einer menschenleeren Münchner Innenstadt, wo sonst Besucher aus aller Welt ins berühmte Hofbräuhaus strömen, oder vom malerischen Pariser Viertel Montmartre, in dessen engen Gassen sich normalerweise die Touristen drängen, sind selten schön – aber auch beklemmend und verstörend. Manche Aufnahmen haben etwas von einer Endzeitstimmung.
Die Faszination der Leere
Für die Fotografen eröffneten die neuen Szenarien bis dato unvorstellbare Möglichkeiten: Bilder zu schießen von Orten, die sonst völlig überlaufen waren, wo sich Menschenmassen drängten, die manchem Platz seinen Zauber nahmen, keine Frage. Dort, wo das menschliche Beiwerk auf einmal fehlte, war plötzlich ein neuer, gänzlich freier Blick auf Plätze und Bauwerke möglich. Irgendwie auch faszinierend.
BEstandsaufnahme des globalen stillstands
Das machen die Fotos dieses Buches, zu dem Profi- als auch Amateurfotografien ihre Arbeiten beigesteuert haben, deutlich: dass ein leerer Strand wie beispielsweise der beliebte, sonst so üppig bevölkerte Bondi Beach in Australien eigentlich viel schöner ist als zu belebten Zeiten. So dient der Bildband “Stille Städte” von teNeues auch als Inspiration und ein Medium zur Kontemplation. Es kann nicht schaden, einmal innezuhalten und die Dinge zu hinterfragen.
Stille Städte. Als die Welt den Atem anhielt. 150 Farbfotografien. Erschienen im teNeues Verlag. 19,90 €.