Gerade zur Weihnachtszeit liebe ich es, gemütlich im Sessel zu sitzen und in meinen Coffee Table Books zu schmökern, mich von den Bildern und Geschichten mitreißen zu lassen. Mein absoluter Favorit bei den Fotobüchern ist „Hundert Tage Amazonien“ von York Hovest. Und das nicht nur, weil ich den Fotografen kenne und schätze.
Das Buch erzählt nämlich eine wunderschöne Geschichte und entführt uns an Orte der Welt, die nur schwer erreichbar sind. York war bei dieser Reise auf der Suche: Zum einem nach der ersten Liebe seines Lebens, die er einst als junger Kerl im Urwald Amazoniens gefunden hatte.
Zum anderen wollte er herausfinden, welchen Einfluss unsere moderne Gesellschaft und der Konsum auf den Urwald, seine Tier- und Pflanzenwelt haben sowie auf die wenigen indigenen Völker, die noch in Symbiose mit dem Wald leben. Ein Wald, der mehr und mehr gerodet wird, entweder für den Abbau von Bodenschätzen, oder um die ständig steigende Nachfrage nach Soja zu befriedigen.
In wirklich atemberaubenden Bildern zeigt York die Schönheit und stille Anmut dieser Menschen, ohne folkloristisch zu verklären. Er musste Leib und Leben riskieren, um in ihre Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Nur so war es möglich, ihr Vertrauen zu gewinnen, ohne das die Fotos, wie sie dieses Buch zeigt, gar nicht erst hätten entstehen können.
Schon die Anreise zu den Yanami Indianern ist für uns verwöhnte Reisende kaum vorstellbar. Da diese im militärischen Sperrbereich leben, musste York in Cessnas dorthin fliegen, deren Piloten überhaupt den Mut hatten, auf winzig kleinen Urwaldlichtungen zu landen. Das Ganze knapp über den Bäumen, um nicht auf dem Radarschirm zu erscheinen und abgeschossen zu werden!
York geht, wenn es sein muss, dorthin, wo es weh tut, um an Bilder zu gelangen, die einen mitnehmen in eine Welt und eine Kultur, die für uns weiter entfernt als der Mond scheint. Vielleicht sind seine Bilder das letzte Zeugnis dieser Menschen.
Vielleicht werden auch sie, wie so viele indigene Völker vor ihnen, verschlungen von dem Urwald, der ihr Lebensraum, ihr Ernährer und ihre Religion ist. Auf der Flucht vor der Zivilisation, ihren Maschinen und vor dem, was sie für Fortschritt hält…
Ich bewundere York sehr für seine Arbeit und seine Leidenschaft, zumindest ein bisschen zur Rettung der Welt beizutragen. Und ein bisschen können wir das auch, indem wir dieses wunderbare Buch kaufen. Denn York investiert nicht nur Leib und Leben in seine Projekte, sondern auch oft erhebliche Summen Geld. Und zumindest da sollten wir ihn unterstützen! Seine erste Liebe hat er übrigens nicht gefunden. Aber ich wünsche euch viel Spaß mit dem Buch und den eindrucksvollen Bildern!
York Hovest: Hundert Tage Amazonien. Meine Reise zu den Hütern des Waldes. National Geographic. 49,99 Euro.
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