Die Salzburger Festspiele (heuer vom 20. Juli bis 30. August) sind weltberühmt und wie der Zufall es so will, werde auch ich dieses Jahr in die malerische 150.000 Einwohner-Stadt an der Salzach reisen, um Cecilia Bartoli live zu sehen. Für mich eine Premiere, denn man weiß ja, wie schwer es ist, die kostbaren Karten zu ergattern.
Allerdings werde ich nicht im berühmtesten Hotel der Stadt, dem Goldenen Hirschen, in der geschäftigen Getreidegasse residieren, in der auch Mozarts Geburtshaus steht und wo die internationale Festspiel-Prominenz längst eine Art zweites Zuhause gefunden hat.
Aber immerhin hatte ich bei einer Pressereise die Gelegenheit, das legendäre Hotel, das 1407 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, näher kennenzulernen und sogar ein wenig hinter die Kulissen der traditionsreichen Herberge zu blicken, deren Zimmer während der Festspielzeit locker bei 500 Euro beginnen.
Von Prominenz war während meiner Anwesenheit keine Spur, weder Künstler noch Adlige oder Designer waren anzutreffen, aber die feine Gesellschaft ist omnipräsent in Form von Geschichten, die man erzählt, in Fotos oder Zeitungsausschnitten, die als Memorandum an den Wänden gleich beim Herbert von Karajan Salon hängen.
Wer Gelegenheit hat, das illustre, ziemlich schwere Gästebuch des Goldenen Hirsch anzuschauen, darf zurecht staunen, wer sich hier alles verewigt hat: internationale Stars wie Anna Netrebko, Andrew Llloyd Webber, Georg Baselitz, Karl Lagerfeld, Christian Lacroix, Königin Silvia von Schweden oder Rolando Villazon haben hier manchmal wochenlang ihr Haupt gebettet. Letzterer schwärmt im Gästebuch übrigens vom “besten Schnitzel der Welt”, das er im Hotelrestaurant, das früher mal ein Pferdestall war, gegessen hat.
Markus Greisberger, seit Jahrzehnten Manager des grandiosen Restaurants, das zweifelsfrei zu den besten Stadt gehört (und das erst recht unter der ambitionierten Ägide des noch jungen Chefkochs Martin Bednarik) hat sie alle gesehen und schwärmt davon, was für feine Leute diese Künstler doch seien. Dabei ist der routinierte Mitarbeiter keineswegs unterwürfig, nur ausgesprochen höflich und behandelt die Weltstars einfach wie ganz normale Menschen…
Während der Festspieltage, die Herbert von Karajan weltberühmt machte, ist ganz Salzburg eine Bühne, und damit meine ich nicht nur den Domplatz, wo seit 1920 in Ermangelung einer Bühne der Jedermann traditionell aufgeführt wird. Bei der Pressereise hatten wir auch Gelegenheit, das Herz der Festspiele in der Hofstallgasse zu besuchen. Dort, wo früher die fürstlichen Hofstallungen waren, sind heute mit dem Großen Festspielhaus, dem Haus für Mozart und der Felsenreitschule die wichtigsten Aufführungsorte.
Als wir hinter die ehrwürdigen Kulissen blicken durften, ging es dort ziemlich geschäftig zu; damit alles läuft, braucht es eine funktionierende Maschinerie an Bühnenarbeitern, die an den Kulissen für die neuen Stücke arbeiteten. Teilweise war auch schon das Bühnenbild von “Un’ Italiana in Algeri”, bei dem Cecilia Bartoli singt und das ich mir anschauen werde, zu sehen. Aber sorry, ich darf nichts verraten – alles top secret!
Gleichzeitig durfte ich bei einer Führung durch die diversen Spielorte auch die recht spartanische Garderobe in Augenschein nehmen, in der keine Geringere als Anna Netrebko saß und sich auf ihren fulminanten Auftritt in Guiseppe Verdis “La Traviata” 2005 an der Seite vom bereits erwähnten Rolando Villazón vorbereitete.
Was Salzburg auch ausmacht, sind nicht nur die Künstler, sondern auch die Kostüme – und damit meine ich natürlich nicht nur die Outfits der illustren Besucher auf dem Roten Teppich, sondern auch die oftmals opulenten Gewänder der Bühnenkünstler. Wie fleißige Bienen arbeiten die fingerfertigen Näherinnen in der hauseigenen Kostümschneiderei an den aufwendigen Outfits, bei denen jeder Stich und jedes Details sitzen muss. Bis ein Kleid fertig ist, dauert schon mal mehrere Wochen.
Umso spannender war es für mich, einen Blick in das fantastische Reich von Stoffrollen, Spitze, Pailletten und Tüll einzutauchen und den Schneiderinnen des ebenso perfektionistischen wie kreativen Kostümchefs Jan Meier, die mehr als 3.000 Kostüme pro Saison herstellen, auf die flinken Finger zu schauen, die Maß nehmen dürfen an den stimmgewaltigen Leibern einer Anna Netrebko oder Cecilia Bartoli.
Nach dem Exkurs in die Kostümschneiderei und die Spielorte bin ich reich an neuen Eindrücken und alten Geschichten ins Hotel Goldener Hirsch zurückgekehrt und habe an der kleinen, aber sehr feinen Bar stilgerecht und zugegebenermaßen ein wenig nostalgisch ein Glas Champagner getrunken.
Aber auch im Goldenen Hirschen bleibt die Zeit nicht stehen; das Rad dreht sich weiter. Deshalb wird das ehrwürdige Hotel auch im September, nach dem Ende der Festspiele, bis Ende Mai 2019 für einen umfassenden Umbau schließen. Aber keine Sorge, der spürbare Glanz der alten Zeiten, der wird bleiben. Das hat man uns versprochen.
2 Kommentare
Vielen Dank für Euren Besuch im Hotel Goldener Hirsch & den tollen Beitrag! Wir wünschen Euch viel Spaß bei den Salzburger Festspielen & freuen uns auf ein Wiedersehen! Viel. auf ein Glas Champagner an der berühmten Hirschen Bar! 😉
Alles Gute wünscht,
das Team vom Hotel Goldener Hirsch
Liebe Stephanie,
wir danken für die schöne Zeit im Hirschen. Wir kommen auf jeden Fall vorbei, um Hallo zu sagen! Auch euch eine erfolgreiche Festspielzeit!