Ein riesiger Kühlergrill mit der darüber thronenden Emily; ein Chauffeur, der vornehm den Schlag öffnet für die Spitze der Gesellschaft aus Politik und Showbusiness – das sind gemeinhin die Antworten auf die Frage, was man mit dem Namen Rolls-Royce verbindet. Diese Vorstellungen aus der Vergangenheit haben aber nichts mehr mit den neueren Modellen zu tun und schon gar nicht mit dem brandneuen Rolls-Royce Ghost.
Moderne vs. Tradition
Die schlichte Karosserie des neuen Wagens distanziert sich deutlich von den überbordenden Barockformen früherer Modelle. Man findet fast keine Karosserienähte, auch deshalb wirkt der Wagen wie aus einem Block geschnitten. Der Kühlergrill dominiert zwar immer noch von vorne, doch ist er mittlerweile um ein gutes Stück geschrumpft, sodass die gesamte Frontmaske viel zum moderneren Aussehen beiträgt.
Den Ghost erkennt man übrigens sofort, wenn er im Rückspiegel auftaucht, denn erstmals ist der Kühlergrill indirekt durch LEDs beleuchtet, was in Kombination mit dem Laserlicht der Frontscheinwerfer einen unverwechselbaren Look ergibt. Rolls-Royce wäre aber nicht Rolls-Royce, würde man nicht an einigen Traditionen festhalten…
So thront natürlich immer noch die “Flying Emily” auf der Motorhaube, und der seitliche Zierstrich ist immer noch von Hand gezogen und man versinkt wie eh und je in die Zentimeter tiefen Teppiche.
Komfort meets Klasse
Trotz all der Moderne ist es jedoch gelungen, dieses wohlige Gefühl zu erhalten, das man nur in einem Rolls-Royce bekommt. Der Geruch des Leders, die Haptik der Materialien (hier ist Holz noch Holz, und Metall noch Metall und kein Blender) und viele Details verwöhnen einen in jeder Situation und schaffen diese Exklusivität, die nur wenigen Autos zuteil wird. Trotz all des Komforts ist der Ghost eindeutig als Selbstfahrer-Fahrzeug konzipiert.
Unvergleichliches Fahrgefühl
Auch wenn man wegen der beeindruckenden Maße von 5,55 Meter Länge und knapp zwei Metern Breite mit einem mulmigen Gefühl den Wagen startet, stellt sich schon nach wenigen Minuten ein absolut souveränes Fahrgefühl ein. Dazu trägt sicherlich die Allradlenkung bei, die hilft, den Ghost souverän um alle Arten von Kurven zu zirkeln.
In Sachen Leistung gab Rolls-Royce in früheren Zeiten nur “enough” an; mittlerweile wird das etwas genauer spezifiziert. 571 PS und 850 Nm leistet das V12 Triebwerk mit den zwei Turboladern und beschleunigt damit die nicht gerade leichte Limousine in beeindruckenden 4,8 Sekunden auf 100km/h. Trotzdem all der Kraft ist man mit dem serienmäßigen Allradantrieb auch immer sicher unterwegs.
Das unterstreicht umso mehr den Anspruch des Selbstfahrer-Wagens; für mich gibt es derzeit kein besseres Familienauto auf dem Markt. Hinten Platz ohne Ende – die Kinder werden die ausfahrbaren Bildschirme für die Rücksitzbank lieben – bietet der Ghost noch genügend Fahrspass für den Fahrer. Ich jedenfalls hätte mit den Passagieren hinten nicht tauschen wollen, so viel Spaß hatte ich hinterm Steuer.
Ein Extra gibt es bei jedem Rolls-Royce kostenlos mitgeliefert: Die Mischung aus Respekt und Anerkennung, die einem bei keinem anderen Auto zuteil wird. Scheinbar schwebt man damit in solchen Sphären, dass Neid und Missgunst der Bewunderung weichen. Schweben ist übrigens auch eine sehr treffende Beschreibung des Fahrgefühls, das Rolls-Royce “Magic Carpet Ride” nennt, wenn er wie ein “Geist” vorbei gleitet.
So viel Luxus hat seinen Preis… Bei unserem Testwagen waren es glatte 340.000 Euro. Wen diese Summe nicht abschreckt, der sollte unbedingt im Münchner Rolls-Royce Store vorbeischauen: Dort bekommt man den Rolls-Royce Ghost im Detail vorgeführt und zwar auf eine kompetente und zugleich herzliche Art, immer untermalt mit etwas “British Humor”. So funktioniert das Luxuswagen-Geschäft heute und mit solch eleganten Modellen wie dem Ghost sicher auch in Zukunft.