Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts herrschte rege Betriebsamkeit in den Werkshallen gegenüber des Flugfeldes Oberwiesenfeld im Münchner Norden. Hier wurden Flugzeug- und Motorradmotoren unter einem Namen hergestellt, der sehr viel später zu einer der führenden Marken des Automobilbaus avancieren sollte – BMW. Die bewegte Geschichte der heutigen Weltmarke zeigt sehr schön die BMW Group Classic.
Zu dieser Zeit entstand übrigens auch der erste, inzwischen legendäre Boxermotor, dessen 100-jähriges Jubiläum noch bis Ende Oktober mit einer Ausstellung auf dem ehemaligen Werksgelände in der Moosacher Strasse 66 gefeiert wird.
Denn trotz Bombardierungen im zweiten Weltkrieg und großer Probleme im Nachkriegs-Deutschland hat dieses erste BMW-Werk überlebt und ist heute die Adresse der BMW Group Classic.
Schon die Einfahrt durch das historische Eingangsgebäude, das heute unter anderem das „Café Mo 66“ beherbergt, lässt den Flair vergangener Zeiten aufleben. Das Café wurde übrigens, speziell zum runden Jubiläum, in die „Boxer Bar“ mit coolem Biker-Ambiente umgebaut.
Hier starten auch die Führungen durch die faszinierende Welt der bayerischen Motorenwerke oder besser: durch die grandiose Historie von 100 Jahren Automobil- und Motorradbau (wobei die Autos erst ab 1929 gebaut wurden).
Während im Nebenraum der Bar die Firmengeschichte dokumentiert wird, sind in der ehemaligen Werkshalle sämtliche klassische Fahrzeuge zu sehen. Schon der kurze Weg dorthin lässt den Oldtimer-Fan Schnappatmung bekommen: Unter dem Dach des hochmodernen Werkstattkomplexes standen bei meinem Besuch Gewinner aus verschiedenen Epochen der eindrucksvollen DTM-Geschichte von BMW, davor lief sich gerade ein M1 warm.
Auf der anderen Seite füllten Mechaniker Sprit in einen Formel 1-Wagen (natürlich mit BMW-Motor), während ein Kunde seinen BMW Z8 zum Kundendienst abgab. Allein dafür würde sich jedes Auto-Museum schon die Finger lecken! Aber was danach folgte, war fast unbeschreiblich. Alles, was man von BMW vielleicht aus Büchern kennt, ist man hier versammelt: Allein drei 507 habe ich gezählt (immerhin mehr als 10 Prozent aller, die jemals gebaut wurden), darunter auch der des King of Rock n‘ Roll – Elvis Presley.
Nicht weit davon steht der einzige BMW 328, der jemals die Mille Miglia gewinnen konnte – sieht aus quasi wie neu in seiner wunderbaren „Superleggera“-Karosserie.
Natürlich kommt auch die M-Abteilung mit Rennwagen, die die Konkurrenz auf sämtlichen Rennstrecken der Welt das Fürchten gelernt haben, nicht zu kurz. Dazu Homologations-Modelle wie der BMW 3.0 CSL aus den beginnenden 70er Jahren, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Batmobil“, einer meiner absoluten Favoriten aus dieser Zeit.
BMW Group Classic – das ist spektakuläre Automobilgeschichte auf 13.000 Quadratmetern.
Durch die kompetente Führung der Experten entpuppen sich auch unscheinbarere Exponate zum historischen Highlight. Etwa die Geschichte um den BMW „Garmisch“ aus der Hand von Marcello Gandini, des Schöpfers von so grandiosen Autos wie dem Lamborghini Miura oder den Lancia Stratos, der nach der Ausstellung auf dem Genfer Salon unauffindbar verschwunden ist, ist schon alleine super spannend.
Dass aber der Nachbau nach alten Bildern und Schilderungen des Designers von Bertone dort zwischen all den Autos parkt, verschlägt einem den Atem. Überhaupt herrscht hier nicht das sterile Ambiente eines Museums – die Ausstellung mutet vielmehr an wie die Garage eines sehr versierten reichen Sammlers.
Neben all diesen automobilen Preziosen findet man auf der Galerie in der Nebenhalle die komplette Geschichte der BMW-Motorräder von den ersten noch an Fahrräder erinnernden Modellen über Vor- und Nachkriegsräder wir die R50 oder die R32, die wiederum moderne Maschinen wie die neue R15 beeinflusst haben.
Gegenüber steht eine komplette Staffel an GS-Maschinen, allesamt renndekoriert, die wunderbar die Entwicklung in der Sparte der schweren Gelände-Motorräder zeigen, die uns Bikern das wohl beste Motorrad der Welt, die BMW GS 1250, beschert hat.
Für Besitzer klassischer BMW-Motorräder gibt es übrigens bis 30. Oktober eine kostenlose Sprechstunde für Fragen zu eurem Bike. Nicht nur deshalb kann ich euch den Besuch der BMW Group Classic nur empfehlen. Bis Ende Oktober gibt es von Dienstag bis Donnerstag um 10 und 16 Uhr noch kostenlose Führungen! Vielen Dank an dieser Stelle Benjamin Voss, der uns mit vielen Anekdoten durch die Oldtimer-Sammlung geführt hat – es war großartig!
* Werbung/ in motorisierter Zusammenarbeit mit BMW Group Classic