Allein der Begriff „Turbo“ lässt Porsche-Enthusiasten schon Schnappatmung bekommen, ist doch der 911 Turbo S die Krönung der jeweiligen Baureihe. Und dies seit 1975, als der allererste Turbo der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Porsche 911 Turbo: nochmal breiter als der Carrera
650 PS, 330 km/h Höchstgeschwindigkeit
War das erste Modell in den 70ern ein noch zugegebenermaßen ruppiger Geselle, ist der Neue gerade kinderleicht zu fahren, zumindest solange man nicht allzu fest aufs Gaspedal drückt. Denn bei vollem Druck werden 650 PS entfesselt, die den Wagen in nur 2,7 Sekunden auf 100 km/h bringen, auch was sag ich, schleudern! 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 8,9 Sekunden von 0 auf 200 km/h, 330 km/h Spitzengeschwindigkeit – das sind Werte, die normalerweise nur bei Supersportwagen zu finden sind. Dabei kann der Porsche 911 Turbo auch noch anders: Hält man den rechten Fuß im Zaum, kann man mit ihm genauso die Kinder zur Schule bringen wie Bestzeiten auf die Rennstrecke brennen.
Schneller, breiter, stärker
Wie schon seine Vorgänger liegt der Turbo der 992 Baureihe breiter auf der Straße als das Basismodell. Erstmals sorgen zwei unterschiedliche Reifengrößen für Vortrieb. Mit 20-Zöllern vorne und 21-Zoll Reifen hinten versucht der Allradantrieb, die Kraft auf die Straße zu bringen und das erstaunlich effektiv. War der erste Turbo noch gefürchtet wegen seines sogenannten Turbo-Hammers, bringt die neue Generation, ohne zu übersteuern, die 650 PS auf den Boden; neutral, wie an der sprichwörtlichen Schnur gezogen, zieht der 992 durch die Kurven.
Dabei hilft natürlich auch die Aerodynamik. Eines der eindeutigsten Merkmale des 911 Turbo ist der große Heckflügel, oft mit wenig schmeichelhaften Spitznamen versehen. Der Flügel der neuesten Generation drückt in dreifacher Verstellung den Wagen nach unten und unterstützt sogar den Bremsvorgang mit einer sogenannten „Air-Brake“. Dazu braucht es kein Bügelbrett-Format wie bei den GT-Modellen. Das Hightech-Teil am Turbo wirkt im Vergleich fast zierlich, schafft aber in Kombination mit dem pneumatischen Frontspoiler beinahe gleiche Abtriebswerte. Neben dem breiten Heck und dem großen Flügel findet man mit den eckigen Auspuffrohren noch ein weiteres klassisches Kennzeichen des Turbo.
Leider ist den Turbo-Modellen noch etwas gemeinsam: Man findet sie immer am Ende der Preisliste. Mit 216.000 € geht es beim aktuellen Modell los, das ebenfalls vorgestellte Cabrio kostet nochmal 15.000 € mehr. Dafür erhält man aber auch einen Daily Driver, der mit einem kleinen Dreh am Fahrmodus-Rädchen zur wilden Rennbestie wird. Auch wenn man es immer kaum glauben kann, hat es Porsche mal wieder geschafft, die Messlatte um ein gutes Stückchen nach oben zu hängen.
Nur eins habe ich bei den Schwaben noch immer nicht verstanden: Was hat eigentlich der Taycan mit Turbo zu tun? Der wahre Eigentümer des Namens ist jedenfalls ab jetzt zu ordern.