Nicht erst seit der dritten Corona-Welle werden unsere Innenstädte mehr und mehr zu Geisterstädten. Kaum Menschen auf der Straße, Restaurants und Geschäfte geschlossen – was früher kaum vorstellbar war, ist traurige Wirklichkeit geworden. Besonders schlimm ist das Nachtleben betroffen: Seit über einem Jahr haben die Bars und Clubs zu und versuchen, sich mit Straßenverkauf über Wasser zu halten. Wie lange die Betreiber noch durchhalten müssen, ist noch nicht wirklich absehbar. Bei etlichen Barbesitzern geht es aber schon jetzt um das nackte Überleben – trotz Staatshilfen, die mehr oder weniger unkompliziert zur Verfügung stehen.
Jochen Hirschfeld und sein “GEisterbars”-Projekt
Der Münchner Fotograf Jochen Hirschfeld, selbst ein begeisterter Bargänger, hat versucht, mit seinem neu geschaffenen Projekt “Geisterbars” diese Stimmung in Bilder umzusetzen. Wie ätherische, allmählich dahin schwindende Geister zeigt er die Besitzer in ihren leeren Lokalen. Transparent, kaum mehr greifbar wirken sie, schon halb aus ihrem Lebensraum, ihrer Bar verschwunden, in der wir vor gefühlten Ewigkeiten so grandiose Abende verbracht haben.
Ihre Gesichter spiegeln die aktuelle Situation noch besser wider als irgendwelche nichtssagenden Zahlen in den Medien. Noch nie habe ich Wolfi aus dem “Zum Wolf” oder Klaus St. Rainer aus der “Goldenen Bar” so traurig und missmutig dreinschauen sehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie buchstäblich von der Bildfläche verschwinden und damit ein wichtiges Stück Münchner Nachtleben.
Einer der Geisterdrinks: “Stand Strong” aus der Bar “Zum Wolf”
Unterstützt die Bar- mit einem drink, der euren namen trägt
Deshalb ist der zweite Aspekt dieses Projektes auch so wichtig: Man kann sich in den teilnehmenden Bars seinen ganz persönlichen Cocktail kreieren lassen. Auf Basis eures Lieblingsfilms, eures Lebensmottos oder einfach nur eurer Lieblingsspirituose erstellt die Bar euren individuellen Cocktail. Für einen Betrag von 500 Euro bekommt man also einen Drink mit Namen, der vielleicht nach dem Lockdown in aller Munde ist, sowie sechs Stück davon als To-Go-Drink und ein professionelles Foto, das euren eigenen Cocktail in bestes Licht rückt.
“Unsere Geisterdrinks bekommen einen Namen, sie bekommen ein richtiges Foto, sie bekommen also Dinge, die bleiben.”
Jochen Hirschfeld, Fotograf und Initiator der Geisterbars
Vor allem aber bekommt man damit das gute Gefühl, die eine oder andere Bar unterstützt zu haben, ohne die das Münchner Nachtleben nur halb so spannend wäre. Ist ja auch ein schönes Geschenk, wenn mehrere zusammenlegen. Knapp 100 solcher “Geisterdrinks” sind schon verkauft und damit jene wichtige Unterstützung geschaffen, auf die viele Gastronomen so sehnsüchtig warten.
“We want to be a host, not a ghost.”
Die Geisterbars
Wer also nicht will, dass die Barkeeper noch mehr verblassen oder ganz verschwinden, ist gerne eingeladen, seinen ganz speziellen Drink kreieren zu lassen.Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder in den Genuss ihrer Gastfreundschaft kommen können, gerne auch mit eurem Signature Drink. Wir können es kaum mehr erwarten.