Jedes Jahr aufs Neue wird Florenz im Januar zum „centro della moda maschile“, dem Mittelpunkt für Männermode. Das liegt natürlich an der Messe Pitti Uomo, die in den Tagen das Strassenbild der toskanischen Hauptstadt bestimmt. Extrem gut gekleidete Männer strömen zur Fortezza da Basso und sind dort auf der Suche nach den neuesten Trends der Herrenmode.

Das Zentrum der Mode im Januar
Zwischen all den Einkäufern aus aller Herren Länder tummelt sich die Crème della Crème der Mode-Influencer sowie die sogenannten Pitti-Peacocks, die dort in perfekten Outfits ihre Sicht der Männermode darstellen.
Überall werden Interviews geführt, während die Street-Fotografen unermüdlich auf der Suche nach dem neuen Look sind, der in den Mode-Magazinen erscheinen soll.
Alles in allem ein vibrierendes, energiegeladenes Mekka der Fashion-Industrie, wo über die Tage verteilt 20.000 Besucher die Männermode feierten. Eine erfreuliche Zahl nach den schrecklichen Corona-Jahren!
Da brannte nicht nur das Feuer der Installation auf dem Hauptplatz (Feuer war das Thema der Herbst/Winter-Pitti), man spürte förmlich die glühende Leidenschaft für die Mode bei den Besuchern.
Was gab es Neues auf der Pitti Uomo 107?
Zum ersten Mal seit Bestehen streckte die Pitti ihre Fühler Richtung Sportswear aus und zeigte in einem Pavillon mit dem vielsagendem Namen „I Go Out“ Outdoor Marken wie Karhu oder Bikewear wie Pas Normal Studios. Ein interessanter Schachzug, entstehen doch seit geraumer Zeit immer mehr Kollaborationen von Modemarken und Outdoor-Herstellern. Im Gym beispielsweise scheint der Modeaspekt mittlerweile oft wichtiger als die Funktion zu sein. Den Schwerpunkt bildete aber weiterhin die klassische Herrenmode, wie nicht zuletzt am Stand von Dressler zu bewundern war – eine Brand, mit der ich seit vielen Jahren kooperiere.
MM6 Maison Margiela und Setchu
Mit Maison Margiela und Setchu zeigten gleich zwei Schwerkaliber der Modeindustrie ihre neuesten Entwürfe. Wo sonst als auf der Pitti Uomo ist der perfekte Ort, eine neue Herrenlinie vorzustellen. Das dachte sich Maison Margiela und präsentierte mit MM6 seine erstes reines Männer-Label.
Ungewöhnliche Materialien und extreme Stoffe bestimmten die stark schwarz gehaltenen Entwürfe. Mit Miles Davies als Role Model holte das junge Design-Kollektiv die Mode der 70er wunderbar in die Neuzeit, wenngleich ein wenig düster. Aber das scheint ja auch unserer Zeit und seinen Auswüchsen geschuldet.
Viel japanischen Flair brachte Setchu mit nach Florenz und zeigte in der Biblioteca Nationale mit seiner ersten Show in Florenz, warum er 2023 den LVMH Preis für Jung-Designer gewonnen hat.
Wie oft bei japanischen Künstlern zeigt Setchu in seiner Arbeit viel Gespür für Materialien, Schnitte und Handwerkskunst. Ganz in der Tradition von Yohji Yamamoto und Issey Miyake überzeugt auch Setchu mit messerscharfen Schnitten und Falten, die oft an Origami erinnern.
Dabei scheint alles mit allem kombinierbar zu sein und das wohl über Jahre – der minimalistische Look kommt niemals aus der Mode. Insofern kann man die Kollektion absolut als machhaltig bezeichnen, denn die Pieces werden über viele Jahre ganz vorne im Kleiderschrank hängen.
Die kurzen bis 3/4 langen Hosen, die an Plissee-Röcke erinnern, sind jedenfalls noch einige Zeit der Renner.
Fazit Herbst/Winter 2025
Wie jedes Jahr hat es auch dieses Jahr das Team um Lapo Cianchi wieder einmal geschafft, die angesagtesten Männerdesigner der Welt direkt nach Florenz zu beamen. Zudem tritt die Pitti Uomo nicht auf der Stelle, sondern befindet sich in einem ständigen Entwicklungsprozess, um Einkäufern und Fashionistas die Richtung aufzuzeigen, in der die kommenden Trends liegen.
Nicht ohne Grund glänzt die Messe in Florenz erfreulicherweise mit weiter wachsenden Besucherzahlen. Also nichts wie hin zur nächsten Ausgabe Mitte Juni 2025, wenn es wieder heisst „Benvenuti al centro della moda“!