Wer hat nicht auch schon mal beim Promi-Boxen im Fernsehen zugeschaut und sich gedacht: Das kann ich auch! Oder: Bei denen sieht das aber albern aus. Mir ging es zumindest so. Da mein guter Bekannter Sharif Trainer im Boxwerk in Schwabing ist, musste ich das selbstverständlich ausprobieren. Kann ja nicht so schwer sein. Doch schon beim Eintreten in die Boxhalle kam der Respekt. Überall hängen schwere Boxsäcke (klar!) und eher martialisch anmutende Fitnessgeräte, zum Beispiel ein Traktor-Reifen, auf den scheinbar mit Vorschlaghämmern eingeschlagen wird. Nun ja… Sharif stellt mich der Gruppe vor und nach einigen Dehnübungen geht’s los.
Das Aufwärmen mit ein paar Runden laufen kriege ich noch ganz gut hin, auch die eingestreuten Liegestützen sind zu schaffen. Doch bei der zweiten Runde heißt es Liegestützen auf den Knöcheln. Aua! Dann noch zehn Klimmzüge, mir geht langsam die Puste aus. Aber das war erst das Aufwärmen.
Nun geht’s zum Seilspringen. Kein Problem, hab ich schon als Kind gemacht. Während der Rest der Gruppe locker lässig wie in den Boxfilmen springt, stellt ich mich an wie ein Anfänger. Entweder hau ich mir das Seil auf den Hinterkopf, oder ich steige drauf. Na super! „Brauchst nur mehr Übung, dann wird das schon“, meint Sharif aufmunternd. Die Mädels (ja, solche sind auch dabei) lächeln mitleidig.
Als nächstes Schattenboxen! Irgendwie sieht das bei mir nicht mal so aus wie beim Promi-Boxen, geschweige denn beim richtigen Boxen.
Jetzt geht’s aber in den Ring. Da ich als einziger weder Mundschutz noch Handschuhe dabei habe, darf ich mit Sharif Pratzentraining machen. Er hebt die Hände und ich schlage rein. Eigentlich ganz einfach – wenn man genügend Saft hat. Gegen Ende der Runde (3 Minuten) bin ich fertig. An Taktik ist nicht zu denken.
Und nur Sekunden später (1,5 Minuten) beginnt schon die 2. Runde. Ellbogen zum Körper – gerade schlagen – Kinn zur Brust – aus den Knien abducken, nicht nur mit dem Kopf! Stakkatoartig kommen die Kommandos.
Ich schütte einen Liter Wasser in mich rein und weiter geht’s. Jetzt Kombination von Schlagen und Ausweichen. Distanz herstellen. Leichter als getan.. Der Ring wird plötzlich winzig. Ich schlage wie ein Mädchen. Nein, die schlagen, wie ich mit einem Seitenblick feststelle, stärker. Los jetzt! Weiter! Nur noch eine Minute! Was? Immer noch? Ich bin am Ende.
Ich stolpere durch den Ring. Die Handschuhe werden schwerer und schwerer. Es ist vorbei. Der Gong ertönt. Gottseidank muss sich der Trainer um den Rest der Gruppe kümmern. Ich darf duschen. Als ich mit wackeligen Beinen zurückkomme, sind die immer noch am Trainieren – Schachboxen steht auf dem Programm, das neuerdings im Boxwerk wieder angeboten wird.
Nichts für mich, ich kann weder Boxen noch Schach. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. So leicht gebe ich nicht auf!
Boxwerk, Schwindstr. 5, 80798 München, Tel. 089/ 125096543