Lange hat es gedauert, bis eine Frau in die bis dahin männliche Phalanx der Top-Architekten vorrückte. Es war im Jahr 2004, als Zaha Hadid als erste Frau den renommierten Pritzger-Preis überreicht bekam, eine Art Nobelpreis der Architektur. Lange Zeit waren die Entwürfe der geborenen Irakerin als kühn, aber unrealisierbar gebrandmarkt, bis es endlich Vitra in Weil am Rhein es wagte, das Feuerwehrhaus von Hadid gestalten zu lassen.
Das war der Startschuss für viele atemberaubende, visionäre Projekte auf der ganzen Welt, denen der Taschen-Verlag ein wunderschönes Buch gewidmet hat. Sie alle zeichnet der für Zaha Hadid typische fließende, kinetische Stil aus, angefangen von besagtem Feuerwehrhaus über das London Aquatics Centre, dem Veranstaltungsort der olympischen Sommerspiele von 2012, bis hin zu einem ihrer letzten Bauten, dem Messner Mountain Museum am Kronplatz in Südtirol.
In großformatigen Bildern gemischt mit Entwurfsskizzen werden in dem Buch Hadids Objekte wie Kunstwerke präsentiert, was sie trotz der praktischen Nutzung de facto sind.
Diese Praktikabilität war Zaha Hadid trotz des oft futuristischen Looks extrem wichtig. Nichts desto weniger erscheinen die Bauten wie auf der Erde gelandete Raumschiffe und ziehen magisch die Blicke auf sich.
“Zaha Hadid’s work is a revolution. The future has landed, with an entire fleet of beautiful, futuristic spaceships.”
Monopol, Berlin
Die sorgsam editierte Monografie von Philip Jodidio für den Taschen Verlag ehrt all diese Meisterwerke und seine Schöpferin aufs Vortrefflichste und gehört auf jeden Coffetable von Architekturbegeisterten. Ein wunderbares Buch über diese Ausnahmearchitektin, die 2015 leider viel zu früh aus dem Leben geschieden ist.
Doch ihre Werke werden fortbestehen und von Millionen gesehen, ob beim Skispringen auf der Berg Isel Schanze oder wenn die Fußball-WM 2022 im Al Janoub Stadium in Qatar ausgetragen werden wird (dann hoffentlich mit Zuschauern). Trotz ihres kurzen Lebens hat Zaha Hadid die Architektur geprägt wie nur wenige Menschen vor ihr.
Philip Jodidio: Zaha Hadid, Taschen Verlag, 50 €.